Prophet 08
Audio
Biography
Contact
Download
Link
Live
Manuals
Orderservice
Projects
Releases
Rezensionen
Studio
Synthesizer
 
Reports
Korg Poly 61
Yamaha DX 21
Korg Mono/Poly
Oberheim Matrix 6
Korg DW 6000

Sequential Prophet VS

Roland JX8P
Elka Synthex
Korg Wavestation
Kawai K3
Ensoniq ESQ 1
ARP Axxe
Korg Trident
Roland JP 8000
Prophet 08
Korg Polysix
 
Releases
Neue Welten 1991
Horizont 1993
Panorama 1994
Millennium 1996
Dejavu I 1997
Dejavu II 1997
Emotions 1999
Wittek Live 1999
different 9 2000
Danger in Dream / entrance 2001
X 2006
Sphere eleven 2008
 
Synthesizer
 

Prophet 08

Prophet 08
Prophet 08

Dave Smith hat es also wieder getan.

Er lässt seinen Propheten auferstehen um zu uns zu sprechen. Dessen erhobene Stimme lässt aufhorchen. Klar, handelt es sich doch um die Reinkarnation eines Klassikers. Kann der 08 den hohen Vorgaben seiner legendären Vorfahren gerecht werden? Schließlich reiht sich das Instrument namhafter Klassiker wie eines Prophet 5, 10, T8 oder VS ein.

Ausgepackt verwundert zunächst mal das kompakte Ausmaß und das geringe Gewicht des in schwarzer Oberfläche und edlen Holzseitenteilen gefertigten Instruments. Es wirkt im Vergleich zu seinen analogen Urahnen leicht und klein. Wer die tonnenschweren Altgeräte kennt, ist geneigt sich die Frage zu stellen: "Was, das ist ein Prophet?" An die Lautsprecher angeschlossen erhält man die Antwort umgehend. Oha, alles klar - wunderbar.

Prophet 08
Prophet 08

Dave Smith verzichtet auf Effektprozessoren und Delays welche das Signal aufmotzen. Er gibt dem Keyboard das zurück, auf welches Synthpuristen lange warten mussten. Das Konzept: Druckvoller Analogsound kombiniert mit einer intuitiven Benutzeroberfläche. Die 52 Drehregler schreien förmlich danach, gedreht zu werden. Fast jeder Parameter besitzt so sein eigenes Potentiometer. Die Kompaktheit hat jedoch auch ihren Preis. Modulationsrad und Pitchwheel befinden sich nicht neben der Tastatur, so wie man es üblicherweise gewohnt ist.

Die technischen Zutaten sind aus der subtraktiven Küche durchaus bekannt. Zwei Oszillatoren, ein Rauschgenerator, drei Hüllkurven, vier LFO's, resonanzfähiges Tiefbassfilter und eine Menge an Modulationsmöglichkeiten erstellen das Menü für den Klanggourmet. Die DCOs sind mit den üblichen Wellenformen bestückt. Sägezahn, Dreieck und Rechteck mit modulierbarer Pulsbreite, das ganze auch noch synchronisierbar. Das Filter gibt es als 2- und 4 pol Ausführung. Der 4 Pol langt kräftiger zu und kann bei der Selbstoszillation schon mal richtig quietschen. Die drei Hüllkurven sind als DADSR Hüllkurven ausgeführt und besitzen vor der Attack noch die Möglichkeit eine Verzögerung vorzuschalten. Zwei der Hüllkurven sind fix mit der Amplitude und dem Filter verbunden. Der Dritte dient als Modulationsquelle. Eines vorweg - die Hüllkurven sind schneller als es die Polizei erlaubt.

Prophet 08
Prophet 08

Die einzelnen Stimmen lassen sich im Panorama verteilen, so dass Bewegung ins Klangbild kommt. Wirklich Fett wird der Synthesizer im Unisono Modus, wenn alle Stimmen und Oszillatoren auf einen einzigen Tastendruck vereint werden. Dann herrscht Erdbebengefahr. Split- und Layerfunktionen zum Stacken von Klängen erweitern das Klangpotential. Wie es sich für ein modernes Keyboard gehört, verarbeitet der Synthesizer auch Anschlagdynamik und Aftertouch. All diese Zutaten sind Ausgangsbasis für einen grundsoliden Klang.

Wirklich Spaß macht der Stepsequenzer. Mit ihm gelingen im Nu abgefahrene Klangmodulationen. Hierzu kann man aus vier Sequenzen unterschiedliche Modulationsziele auswählen. Sie verhelfen zu einem quirlig, vitalen Sound. Nebenbei gibt es noch einen Arpeggiator. Ein wahres Modulationsgewitter lassen die vier LFOs los. Sie reichen bis in den Audiobereich und ermöglichen schöne Frequenzmodulationen. Alle timingabhängigen Vorgänge im Synthesizer lassen sich per Midiclock synchronisieren.

Prophet 08
Prophet 08

Bei aller Begeisterung sei doch auch die schlechte Verarbeitung der Regler erwähnt. Ein Gerät dieser Klasse hat sich solch wackeligen Potentiometer nicht verdient. Schön jedoch ist der Umstand, dass diese als Endlosregler funktionieren. Man holt den Parameter direkt beim drehen ohne Klangsprünge ab. Die Eingabe des Reglerwertes wird im 2 x 16 Zeichen Display angezeigt. Der Ursprungswert wird zusätzlich angezeigt, so dass man stets eine Übersicht hat, wie weit man sich mit dem Wert weg bewegt hat. Das ist praktisch.

Der 08er erhebt den Anspruch ein Instrument mit hohem Spaßfaktor zu sein, und diesem wird er auch gerecht. Da ich im Besitz sowohl eines Prophet 5 und 10 bin, kann ich bestätigen, dass keines dieser Kultinstrumente so schnell den Funfaktor befriedigen kann, wie es das jüngste Familienmitglied tut. Die alten Geräte brauchen mehr "Zuneigung" bis sie bereit sind im Studio mitzuspielen. Die Tonerzeugung des 08 ist von der Grundkonzeption noch am ehesten mit dem des Prophet T8 zu vergleichen. Eine heute kaum noch zu bekommende Rarität. Beide haben einen klassen analogen Grundsound, sind achtstimmig, dual spielbar und besitzen vor allem Anschlagdynamik. Diese verleiht dem Keyboard eine größere Ausdruckskraft und Dynamik. Gar nicht zu vergleichen ist Smiths Neuer jedoch mit meinem Alltimefavorit, dem Prophet VS, der ja mit der Vektorsynthese und den eingespeicherten Wellenformen eine ganz andere Philosophie verfolgt.

Prophet 08
Prophet 08

Das Hantieren am Instrument macht definitiv Spaß. Wer ein wenig über den Aufbau von subtraktiven Synthese Bescheid weiß, findet sich schnell zurecht. Das Gerät erklärt sich von selbst. Sogar den Stepsequenzer kann man nach ein paar Gewöhnungsminuten bedienen. Das Instrument konnte ich jetzt ausführlich für Konzertvorbereitungen und parallel laufende CD Aufnahmen testen und er war ohne einen einzigen Blick in die Bedienungsanleitung kreativer Ideenlieferant. Dass das Keyboard in Zeiten wie diesen ins Midisetup integrierbar ist, muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden. Einzig der Stop Befehl meines alten Cubase Programms brachte den Synthesizer ein wenig aus der Bahn. Etwas, das ich von anderen Synthesizern so nicht kenne. Fast jegliches Anhalten einer Sequenz und Zurückspringen auf einen Curserpunkt wurde mit einem aufgedrehten Modulationsrad oder einer unendlichen Release Phase quittiert. (oder einer Kombination aus beiden mit verschiedenen Modulationen) Vielleicht ist dies nur ein Problem meines Sequenzers, aber ein wenig bremsend für mich. Ein- und ausschalten des Prophet erledigte das Problem.

Wie klingt er nun?

Prophet 08
Prophet 08

Das Klangverhalten ist ausgesprochen warm. Schneidige Leads, satte Bässe, butterweiche Flächen sind ein Kinderspiel für den Probanden. Der Grundsound entspricht dem eines leistungsfähigen Analogsynthesizers, wie es ein Prophet eben sein soll. Seine wahre Stärke spielt der Synthesizer jedoch durch die Modulationsmöglichkeiten aus. Aber Warnung!: Wer auf der Suche nach Naturklänge wie Klavier, oder Gitarre ist, sollte die Hände vom Prophet lassen.

Man muss kein Prophet sein, um Dave Smith zu bescheinigen, ein schönes Instrument konstruiert zu haben. Der Prophet 08 ist sicher kein billiges Instrument und es ist müßig im Zeitalter der DSPs über den Kostenfaktor eines echten Analogsynthesizers zu diskutieren. Wer jedoch auf der Suche nach der Klangästhetik der frühen Achtziger ist und an den Unzulänglichkeiten sowie deren horrenden Secondhandpreise der frühen Geräte einen Bogen machen möchte, der bekommt mit dem Prophet 08 ein schönes und edles Stück Musikinstrument in die Hand.

Robert Wittek

Up